Elefanten im alten Rom
Den Griechen war der Elefant als größtes Landtier aus Erzählungen und aus dem Handel mit Elfenbein bekannt. Den ersten Kontakt mit lebenden Elefanten erhielten sie während des Feldzuges Alexanders des Großen nach Indien, der dort auch die ersten Begegnungen mit Kriegselefanten machte. Die hellenistischen Nachfolger Alexanders setzten später selbst Elefanten in ihren Heeren ein - und so sollten auch die Römer ersten unliebsamen Kontakt mit diesen lebenden Kampfmaschinen bekommen.
Um die Vorherrschaft in ganz Italien zu erringen, musste Rom die dort gelegenen griechischen Städte zu Verbündeten machen oder sie im Krieg unterjochen. Einen entscheidenden Kampf führten die Römer gegen Tarent, eine bedeutende Hafenstadt im "Absatz" des italischen Stiefels. Tarent holte sich zur Unterstützung einen Heerführer aus dem Osten, König Pyrrhus von Epirus. Er setzte 280 v.Chr mit 20.000 Soldaten, 3.000 Reitern und 20 indischen Kriegselefanten nach Italien über. Diese Elefanten trugen in indischer Manier einen Turm für den Lenker und die Kampfbesatzung. Strategisch konnten die wenigen Elefanten nichts ausrichten, doch moralisch trugen sie entscheidend zu den ersten römischen Niederlagen bei. Einmal jedoch sollen sie angeblich vor dem Geruch römischer Schweine gescheut haben. Pyrrhus verlor dieses Gefecht und die Elefanten wurden 275 v.Chr bei einem Triumphzug in Rom gezeigt. Mit dem Bild eines indischen Elefanten und einer Sau zierten die Römer ihr frühestes Geld, die "Aes Signatum" genannten Bronzebarren von 1,6 kg Gewicht, um an dieses Ereignis zu erinnern.
Die nächsten mehr als unliebsamen Erfahrungen mit Elefanten machten die Römer im ersten karthagischen Krieg. Die Karthager setzten ihre afrikanischen Elefanten nicht zur Abschreckung sondern als taktische Waffe in Verbänden von über 100 Tieren ein. Wieder erlitten die Römer erste fürchterliche Verluste. 255 v.Chr. wurde ein Heer von 15.000 Soldaten in Afrika fast vollständig aufgerieben. Die Karthager setzten ihre Elefanten sogar nach Sizilien über. Der römische Konsul Lucius Caecilius Metellus konnte dieses Heer jedoch besiegen und 250 v.Chr. wiederum Elefanten im Triumphzug in Rom zeigen. Dieser Sieg brachte die entscheidende Wende im Krieg gegen Karthago. Die Familie der "Caec ilii Metelli" war so stolz auf diesen Sieg, dass der Elefant eine Art Wappen wurde. Junge Mitglieder der Familie setzten als Münzmeister zu Anfang ihrer Laufbahn gerne den Elefanten auf ihre Münzen - auch fast 200 Jahre später war die Tat ihres Ahnherrn nicht vergessen.
Die wohl bekannteste römische Münze in diesem Zusammenhang ist der berühmte Denar Caesars mit dem Elefanten, der eine Schlange zertritt. Die Darstellung ist immer noch nicht zufriedenstellend erklärt, wahrscheinlich ist sie symbolisch zu sehen. Caesar hatte am 10. Januar 49 v.Chr. den Rubicon überquert und sich damit gegen den Senat gestellt.
Seine Eigenmächtigkeit unterstrich er noch, indem er fortan eigene Münzen prägte und sich damit wirtschaftlich von Rom unabhängig machte - in Gallien hatte Caesar genügend Beute gemacht. Möglicherweise symbolisiert die Münzdarstellung den Sieg über das Böse oder den Sieg durch Kraft.
Von der Regierungszeit Kaiser Augustus' an hatten Elefantendarstellungen eine andere Bedeutung. Bereits in hellenistischer Zeit war der Elefant ein königliches Tier, die Jagd auf ihn war königliches Privileg. Auch die römischen Herrscher haben dieses Privileg für sich in Anspruch genommen. Manchmal wurden ihre Wagen bei Triumphzügen nicht von Pferden sondern von Elefanten gezogen - Symbol der kaiserlichen Macht.
Nach dem Tode eines Herrschers wurde sein Abbild bei Totenfeiern in einem Wagen durch den Circus gefahren, der häufig von Elefanten gezogen wurde. Die Tiere waren für ihre Langlebigkeit bekannt, und in diesem Zusammenhang bedeutet der Elefant nicht nur die kaiserliche Macht sondern war auch Symbol der Unsterblichkeit.